Zunächst steigt mit zunehmendem Alter das Risiko zu stürzen und sich dabei zu verletzen. Dieses Risiko steigt bei jedem Menschen. Bestehende Pflegebedürftigkeit ist jedoch ein zusätzlicher Risikofaktor.
Wenn Du Dir einen Eindruck verschaffen willst, ob bei Deinem Pflegebedürftigen ein erhöhtes Risiko vorliegt, kann Du die untenstehenden Kriterien prüfen:
- Personenbezogene (intrinsische) Faktoren für ein Sturzrisiko, z.B.:
- Verschlechterung der Sehkraft (das ist ein normaler Alterungsprozess und betrifft auch das Hell/Dunkelsehen, sowie das Sehfeld)
- Krankheiten, die Unsicherheit beim Gehen hervorrufen (z.B. nach einem Unfall/Schlaganfall, Schmerzen in Hüfte/Knie usw.)
- Kognitive Einschränkungen (z.B. bei Demenz)
- Muskelabbau (findet bei jedem Menschen im Alter statt)
Wenn der Mensch jedoch eingeschränkt ist (z.B. durch Schmerzen), bewegt er sich weniger. Die Muskeln werden weniger belastetet und bauen sich mit zunehmendem Alter schneller ab.
- Inkontinenz
- Auftretender Schwindel aus verschiedenen Gründen z.B.:
- Durch zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck (Hypo- oder Hypertonie)
- Über- oder Unterzuckerung (Hypo- oder Hyperglycämie)
- Flüssigkeitsmangel (Dehydration) Das nachlassende Durstgefühl und die Sorge häufig auf die Toilette zu müssen, führen schnell zu einer unzureichenden Flüssigkeitsaufnahme.
- Sonstige Krankheiten, die mit Schwindel oder kurzzeitiger Ohnmacht einhergehen können.
- Äußere Faktoren (extrinsische Faktoren) für ein Sturzrisiko können z.B. sein:
- Medikamente (und deren Nebenwirkungen/Wechselwirkungen)
- Nutzung von Hilfsmittel
- Unsicheres Schuhwerk/Kleidung
- Das Wohnumfeld (z.B. Stolperfallen, Schwellen, schmale Treppen, fehlender Handlauf)
- Vorangegangene Sturzereignisse
Beobachte Deinen Angehörigen beim Aufstehen/Hinsetzen/Gehen.
Welchen Eindruck hast Du? Ist Dein Angehöriger „wackelig“ auf den Beinen? Werden häufig Pausen benötigt? Werden Hilfsmittel korrekt verwendet?
Wenn Dein Angehöriger zur Toilette geht, ist es häufig dringend/eilig und „gerade noch geschafft“? Ist er nachts unruhig?
Es gibt auch Instrumente zur Einschätzung eines Sturzrisikos, die meist von Pflegekräften genutzt werden. In stationären Einrichtungen kommt dieses Screening bei allen Bewohnern zum Einsatz. Wenn Du bereits einen Pflegedienst hast, kannst Du dich an ihn wenden, um eine solche Einschätzung zu erhalten. Ansonsten nutze doch den Halb,- oder Vierteljährlichen Beratungseinsatz (nach § 37,3 SGB XI), für eine Frage zu dem Thema.
Als pflegender Angehöriger hast Du die Möglichkeit, über die Pflegeversicherung eine individuelle Schulung im häuslichen Umfeld (nach § 45 SGB XI) zu bekommen. Diese kann auch zur Einschätzung des Sturzrisikos und zur individuellen Sturzvermeidung genutzt werden. Sprich mit der Pflegeversicherung Deines Pflegebedürftigen. Dort kann Dir so eine Schulung vermittelt werden. Die Kosten werden in der Regel übernommen.
Auch in einem Pflegekurs (viele Wohlfahrtsverbände und Pflegedienste bieten dies an), wird dieses Thema angesprochen.